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Update Juni 2020
Hallo liebe Unterstützer*innen,
wir möchten nach einer ganzen Weile mal wieder ein Lebenszeichen von uns geben. 😊
Was machen wir?
Infrastruktur
Wir arbeiten nach wie vor daran, Tor Exits auf eigenen Servern betreiben zu können. Hardware und IP-Adressen haben wir schon zusammen, sind aber immer noch auf der Suche nach finanzierbarer Unterbringung in einem Rechenzentrum.
Zusätzlich haben wir uns in letzter Zeit mit verschlüsseltem DNS beschäftigt, weil wir neben Tor Relays auch DNS over HTTPS und DNS over TLS anbieten möchten. Sobald es hier Neuigkeiten gibt, melden wir uns wieder.
Bürokratie
Wir zählen nun 23 Mitglieder! Auf die Spendenbescheinigungen für 2019 müsst ihr nicht mehr lange warten. Und so langsam wäre es auch Zeit für die jährliche Mitgliederversammlung, die in diesem Jahr virtuell stattfinden wird. Bei der Planung orientieren wir uns an Virtuelle Mitgliederversammlung im Verein.
Was macht die Forschung?
Manche Tor Onion Service-Nutzer*innen können deanonymisiert werden, weil sie ihre Bitcoin-Adresse nicht nur für den Onion Service, sondern auch auf Twitter oder in einem Bitcoin-Forum genutzt haben: Deanonymizing Tor hidden service users through Bitcoin transactions analysis
Die technischen Eigenschaften der Anonymisierungsdienste Tor und JonDonym wurden bislang umfassender erforscht als das Nutzungsverhalten. Drei Forscher der Uni Frankfurt haben versucht, dieses für beide Dienste besser zu verstehen und haben das technology acceptance model um perceived anonymity und trust erweitert: Explaining the Technology Use Behavior of Privacy-Enhancing Technologies: The Case of Tor and JonDonym
2018 wurde anhand eines Modells gezeigt, dass Netze zur anonymen Kommunikation nur zwei der drei Eigenschaften starke Anonymität, niedriger Bandbreiten-Overhead und niedrige Latenz erreichen können. Dieses Modell wurde um eine Klasse von Netzen ergänzt, bei der sich Nutzer*innen koordinieren. In dieser Klasse kann eine höhere Anonymität erreicht werden: Comprehensive Anonymity Trilemma: User Coordination is not enough
Was macht die Überwachung?
Mindestens 15 EU-Staaten haben bereits mit Gesichtserkennung oder anderen biometrischen Verfahren zur Massenüberwachung experimentiert. Ein neuer Name auf diesem lukrativen Markt ist die US-amerikanische Gesichter-Suchmaschine Clearview AI. Kunden und Investoren können Fotos bei Clearview hochladen und bekommen alle Stellen im Internet geliefert, an denen das abgebildete Gesicht auftaucht. Auch europäische Straftverfolgungsbehörden durften diesen Dienst schon ausprobieren.
Matthias war davon wenig begeistert und hat sich bei Hamburgs Datenschutzbeauftragtem beschwert. Nach ein wenig Hin und Her wurde ein Prüfverfahren gegen Clearview eingeleitet. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.
Im Mai gab es gute Nachrichten: das BND-Gesetz, mit dem nachträglich die von Edward Snowden aufgedeckten Missstände legalisiert werden sollten, wurde vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt. Das Urteil räumt unmissverständlich mit der Haltung der Bundesregierung auf, im Ausland nicht an das Grundgesetz gebunden zu sein. Wir freuen uns mit BfDI und CCC!
Aber auch falls dieses Urteil zu einer funktionierenden Geheimdienstkontrolle in Deutschland führen sollte, wird uns weltweite Massenüberwachung weiterhin begleiten. Zur Corona-Kontaktverfolgung führen Regierungen derzeit viele Maßnahmen ein, die leicht zum Dauerzustand werden können. Wir empfehlen daher auch weiterhin die Verwendung vertrauenswürdiger Werkzeuge und Plattformen für sichere Kommunikation.
Verschlüsselt mehr und bleibt gesund,
Alexander, Alexander und Matthias